Workshop zum Spielen nach Leadsheets

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Ob Ed Sheeran, ABBA oder Adele - Sucht man heute als Musiker*in nach Noten zu seinem Lieblingssong im Internet, eröffnet sich häufig eine Welt, die einen mit vielen Fragezeichen zurücklässt. Auf Plattformen wie Musescore, Ultimate Guitar oder YouTube findet man häufig bloße Songtexte, mit Groß- und Kleinbuchstaben verzierte Worte, manchmal notierte Melodien, seltener Klavierarrangements. Aber was bedeuten diese Buchstaben über den Noten und wie macht man daraus Musik?

Mit seinem Workshop „Was Sie schon immer über Musik wissen wollten – Spielen nach Leadsheets“ möchte der Dozent Dr. Maik Hester Licht ins Dunkel bringen. Anhand von praktischen Beispielen können vier bis acht Teilnehmer*innen erlernen, wie sie die „kryptischen Informationen“ auf einem sogenannten Leadsheet in Musik verwandeln können.

Besonders populär sei das Leadsheet mittlerweile im Jazz-/Rock-/Popbereich, erklärt der Leiter des Workshops, Dr. Maik Hester. In Zeiten, in denen Musik hauptsächlich „flüchtig“ im Tonstudio entstehe und den Musiker*innen teilweise selbst das fertige Stück auf einem Tonträger erst Wochen später präsentiert würde, sei das Leadsheet eine Art „Zauberschlüssel“ zur Musik. Indem es die wichtigsten Informationen zum gemeinsamen Musizieren festhalte, stelle es eine Art „gemeinsamer Nenner“ dar, auf den sich die verschiedenen Instrumente einigen. „Darin steht zum Beispiel, wann welcher Akkord gilt. Es stellt sicher, dass wenn der eine C-Dur spielt, der andere nicht a-Moll nimmt.“, sagt Hester. Gleichzeitig lasse es den Musiker*innen aber viele Freiheiten: „Ich kann einzelne Töne aus den Akkorden spielen oder nicht, die Rhythmik variieren.“ Wie man aus dem Stegreif eine bekannte Melodie begleitet und diese Freiheiten am besten nutzen kann, soll im Workshop vermittelt werden.

Ziel ist es, am Ende mit mitgebrachten Instrumenten gemeinsam aus einem Leadsheet und verteilten Stimmen zu musizieren. Warum gerade das Leadsheet im Fokus stehe? „Weil es einfach greifbar ist.“, antwortet Hester. Nicht zuletzt hätten die Veränderungen auf dem Musikmarkt ihren Anteil daran, denn während früher Noten in Musikläden gekauft werden mussten, sind sie nun auf vielen Onlineplattformen sogar kostenlos verfügbar. In seiner Tätigkeit als Akkordeon- und Klavierlehrer beobachtet Hester immer häufiger den Wunsch seiner Schüler*innen, Chart-Hits und Folksongs auf ihren Instrumenten spielen zu können. Oft kommen sie dann mit ausgedruckten Songtexten mit Akkordsymbolen zu ihm und bitten ihn um Hilfe, weil sie nicht wissen, wie sie die Informationen auf dem Blatt Papier in Musik übersetzen sollen. Das läge unter anderem an mangelndem schulischem Vorwissen, auf das sie nicht zurückgreifen könnten. Entweder sei der Unterricht schon zu lange her oder behandle gar nicht erst Theoriegrundlagen. „Ehrlich gesagt, haben wir da das Elend in der Fläche. Es gibt ganz tollen Schulmusikunterricht, aber auch katastrophal schlechten.“, bemängelt Hester. Außerdem nimmt er als Musiklehrer einen generellen, sich verstärkenden Trend zur Auseinandersetzung mit Musiktheorie und insbesondere Akkordlehre wahr: „Ich habe ganz viele erwachsene Schüler*innen, die ein Instrument lernen wollen und dabei natürlich Notenlesen und Stücke kennenlernen. Irgendwann kommt der Punkt, da stellen sie fest, dass sowas wie Spieltechnik, Artikulation, Dynamik und Phrasierung nur ein Teil der Wahrheit ist. Dann kommt meist die Anfrage bei mir, ob wir nicht zusätzlich im Bereich Musiktheorie etwas machen können.“Letztlich habe das zur Idee für den Workshop an der Musikakademie geführt.

In zweieinhalb Stunden die gesamte Akkordlehre aufzuholen ist sogar für Hester ein ambitioniertes Ziel. Jedoch ist das nicht sein Hauptanliegen: „Mein Ziel ist es, den Teilnehmenden einen nachvollziehbaren Weg aufzuzeigen, damit sie wissen, wie sie von da aus weitermachen können. Er kann ja auch einfach sein, sich einen Lehrer zu suchen und Unterricht zu nehmen. Das wäre ein fassbares Ziel und ziemlich klasse!“ Seine persönliche Vorbereitung auf den Workshop bestehe darin, weiter viel Instrumentalunterricht zu geben. Viele musiktheoretische Fragen seiner Schüler*innen gäben ihm Denkanstöße, die für den Workshop fruchtbar seien. Auf die Herausforderung, alle Teilnehmenden mit unterschiedlichem Vorwissen mitzunehmen, freue er sich sehr: „Ich bin nicht so ein großer Fan von Problemen, aber ich liebe es, Lösungen zu finden.“ Der Workshop richtet sich an alle Musiker*innen, die über einen Grundstock an Notenkenntnissen verfügen. Wichtig sind Wissen über Taktarten, das Notenlesen und die Kenntnis einiger Fachbegriffe. Transponierende Instrumente sollten aus einer C-Stimme heraus spielen können.

Das oben wiedergegebene Interview führte Marie Stapel mit Dr. Maik Hester am 12. November 2021.